Eine Zusammenstellung von Christina Poth
Es gibt unterschiedliche horizontale Striche, die sprachliche Strukturen sichtbar machen: Viertelgeviertstrich, Halbgeviertstrich, Geviertstrich. Die Bezeichnung Geviert (Quadrat) stammt noch aus Zeiten des Bleisatzes und ist bis heute eine gängige typografische Bezugsgröße für die Benennung von Abständen und Strichlängen.
Der Viertelgeviertstrich ist der, den wir über die Tastatur am einfachsten erreichen. Er kommt in gesetzten Texten häufig vor. Wir verwenden ihn beispielsweise als Trennstrich (Divis) am Zeilenende.
Außerdem kommt der Viertelgeviertstrich als Ergänzungsstrich zum Einsatz.
Um Worte zu verbinden, nutzen wir ebenfalls den Viertelgeviertstrich. Das erklärt seine gängige Bezeichnung als Bindestrich.
Zusammenfassend kann man sich merken: Der Viertelgeviertstrich fungiert als Trennstrich, Ergänzungsstrich oder Bindestrich. Er wird immer ohne Wortabstand gesetzt.
Handelt es sich nicht um zusammengesetzte Worte, sondern um Strecken, kommt der Halbgeviertstrich zum Einsatz. In der typografischen Umgangssprache wird er daher auch Strecken-Strich oder Von-Bis-Strich genannt. Möchte man die Strecke wie hier besonders deutlich kennzeichnen, dann kann man sogar den Geviertstrich nutzen.
Manchmal ist es nicht einfach, zwischen Bindestrich und Streckenstrich zu unterscheiden. Der Bindestrich koppelt Berlin und Mitte zu dem Viertel Berlin-Mitte. Der Halbgeviertstrich markiert die Strecke zwischen zwei Orten: Er kann sprachlich durch »von ... bis ...« ersetzt werden.
Hier wird der Unterschied zwischen Ort und Strecke deutlich.
Auch bei Daten gilt die Von-Bis-Regel. Hier wird der Halbgeviertsstrich verwendet. Er wird in diesem Fall ohne Wortabstand gesetzt.
Manche Schriften bieten horizontale Striche in verschiedenen Höhen an. Es lohnt sich ein Blick in die Glyphenübersicht. Der hier eingesetzte Halbgeviertstrich sitzt etwas tiefer und ist ideal für die Mischung mit Kleinbuchstaben oder Mediävalziffern.
Bei zusammenhängenden Datengruppen verhält es sich anders: Hier sollten die zeitlichen Einheiten »8. Mai« und »12. Mai« visuell als Gruppe zusammenstehen bleiben. Das gelingt besser, wenn man alle Abstände leicht anpasst und um den Halbgeviertstrich etwas Luft lässt.
Hier ist der kurze Viertelgeviertstrich visuell oft zu kurz. Der Halbgeviertstrich eignet sich durch seine Länge ideal als Spiegelstrich für Auflistungen.
Als Auslassungsstrich dient der Halbgeviertsstrich auch bei Auslassung von Zahlen, hauptsächlich bei Geldsummen.
Im Deutschen werden Gedankeneinschübe mit dem Halbgeviertstrich markiert – daher auch die Bezeichnung Gedankenstrich. Davor und danach kennzeichnen Wortabstände die Lesepausen.
Ein kurzer Strich wäre hier visuell zu unscheinbar: Der Gedankenstrich macht den Einschub deutlich und den Satzbau besser verständlich.
In englischsprachigen Texten bestehen unterschiedliche typografische Konventionen zur Kennzeichnung von Einschüben: In britischen Texten findet man den Halbgeviertstrich mit Wortabstand, während in US-amerikanischen Texten der Geviertstrich ohne Wortabstand bevorzugt wird. In beiden Fällen unterstützt gute Typografie Satzstrukturen und Lesepausen.
Aus dem mathematischen Satz kennen wir das Minuszeichen. Die Besonderheit der mathematischen Operatoren ist, dass sie die gleiche Zeichenbreite haben. Im Textsatz wird das Minuszeichen nicht verwendet.
Unterstriche werden häufig mit Programmiersprachen oder elektronischer Datenverarbeitung in Verbindung gebracht. Sie fungieren bis heute als Ersatz für Leerzeichen, wenn diese nicht zulässig sind (E-Mail-Adressen, Dateinamen …).
Textauszug aus:
»Gefährliche Geliebte«, von Haruki Murakami, deutsche Ausgabe: DuMont, Köln 2000.